Im 16. Jahrhundert wurden bei Rodungen meist 10 bis 20 Bauern angesiedelt und erhielten jeweils 30 bis 45 Joch[1] Land, das aus Wald, Wiesen und Ackerboden bestand.
Von der Rodung bis zum „Markt Hartmannsdorf“
Die fruchtbaren Böden wurden auf die einzelnen Bauern aufgeteilt, Wald und Weiden wurden gemeinschaftlich genutzt. Zu dieser Zeit wurden mit dem Zuwachs ihrer Nachkommen die Besitzungen geteilt und zerfielen in Halb- und Viertelhuben bis hin zu Hofstätten oder Keuschen ohne viel Grund dabei. Die Kleinbauern besaßen ihre bewirtschafteten Felder bereits und konnten sie auch vererben, waren jedoch von der Grundherrschaft abhängig. Und die Erben konnten von den kleinen, geteilten Hinterlassenschaften nicht leben und wurden durchwegs zu Handwerkern. Aus Hartmannsdorf gibt es Gültschätzungen von 1542, in denen der Besitz solcher geteilten Huben notiert ist, die erstmals auch den Bauernstand belegen. – Mag man glauben, dass der Bauernstand in Europa entstanden ist, so kam er doch über den Mittelmeerraum und den Balkan nach Mitteleuropa. (vgl. Kramer, Die Jungsteinzeit und Kupferzeit, 1990, S. 20).
Es gab auch Bauern, die 50 oder 60 Joch besaßen und deren Besitz damit einen Umfang von zwei Huben hatte. Halbhuben kamen wesentlich häufiger vor, noch häufiger waren die Viertelhuben und die Hofstätten. Sogenannte „Bergholde“ bewirtschafteten vorrangig Weingärten und waren den Keuschlern und Hofstättern gleichgestellt. Jene, die die Weingärten eines Herrn bewirtschafteten wurden als „Weinzierl“ oder „Weinzettl“ bezeichnet und erhielten dafür kleine Äcker und Wiesen zur Bewirtschaftung – auch für den eigenen Bedarf. Grund und Boden wurden in Form einer Dreifelderwirtschaft bearbeitet. (vgl. Kremshofer, Markt Hartmannsdorf – Geschichte und Geschichten, 1990, S. 52). Hatten die Römer noch die Zweifelderwirtschaft als Bewirtschaftungsform mitgebracht und auch in der Provinz Noricum (Gebiet Österreich) angewendet, so wurde von den Karolingern im 11. Jahrhundert die Dreifelderwirtschaft übernommen. Es gab ein Sommer- und ein Winterfeld und ein drittes wurde brach liegen gelassen, damit die Erde sich regenerieren konnte. Dadurch war eine regelmäßigere Verteilung der Ernten über das Jahr gewährleistet. Diese Art der Bewirtschaftung bescherte ganz Europa ein Bevölkerungswachstum. Durch die „Kleine Eiszeit“ [2], eine durch verschiedene natürliche Faktoren ausgelöste Klimaänderung, Mitte des 15. Jahrhunderts mit Auswirkungen bis ins 17. Jahrhundert, wurde sie jedoch wieder dezimiert.
Vom ausgehenden 19. Jahrhundert ist bekannt, dass in Windisch Hartmannsdorf jährlich fünf Märkte abgehalten wurden. Jeweils am 3. Februar, am 12. Mai, am 4. Juli und am 11. August ein Jahr- und ein Viehmarkt und am 28. Oktober noch ein weiterer Viehmarkt. (vgl. Janisch J. A., 1878. Topografisch-statistisches Lexikon von Steiermark mit historischen Notizen und Anmerkungen, Bd. 1, S. 544, (J. A. Janisch, Hrsg.) Graz: Leykam Josefsthal).
[1] Ein Joch ist eine Fläche, die an einem Tag mit einem Gespann Ochsen gepflügt werden konnte. In Österreich bestand ein Joch aus unterschiedlich vielen Quadratklaftern (3,6 Quadratmeter). Weingärten: ein Joch zu 3.200 Quadratklaftern (rund 11.520 Quadratmeter). Äcker: das niederösterreichische Joch zu 1.600 Quadratklaftern (rund 5.760 Quadratmeter). Mit dem Reichsgesetz vom 23. Juli 1871 und der Verordnung des Handelsministeriums vom 17. Februar 1872 galten ab 1. Jänner 1873 stattdessen Quadratmeter, Ar (= 100 Quadratmeter) und Hektar (100 AR = 10.000 Quadratmeter); 1 Joch = 57,54642 Ar = 0,5754642 Hektar. 100 Ar = 10.000 Quadratmeter). [2] Kleine Eiszeit: Laut Klimatologen ausgelöst durch Vulkanismus, veränderte Sonneneinstrahlung, Wiederbewaldung durch Bevölkerungsrückgang, Schwächerer Golfstrom, Änderung im Umlauf der Erde um die Sonne.