Produktion: Die Bauern kannten die Verarbeitung von Leinen schon sehr früh. Schon seit der Antike wird die Pflanze angebaut und noch heute zu Textilien verarbeitet. Nach erforderlichen Reifezeiträumen, Reinigungs- und Trocknungsprozessen stand das Rohmaterial zur Verfügung. Die gewonnenen Fasern wurden über die Wintermonate von den Frauen an Handspindeln, sogenannten Rocken, oder Spinnrädern zu Leinengarn versponnen. In einem weiteren Schritt verarbeiteten die bäuerlichen Weber das Garn am Webstuhl zu Leinwand. Gesponnen wurde im Übrigen auch in den Häusern der Bürger, die sich damit einen Zuverdienst schufen. Innerhalb der Dienstpflicht der Bauern wurde für die Grundherrschaft produziert und für den Eigenbedarf. Blieb Rohmaterial übrig, bereits gesponnenes Garn oder auch Leinwand, wurde dies von den Bauern selbst verkauft. Dazu begaben sie sich auf Wochen- oder Jahrmärkte. Abnehmer waren Weber aus der Stadt oder von Märkten, sowie Kaufleute und Bürger. Äußerst willkommen waren Käufer, die direkt auf die Höfe kamen. Der Bauer sparte sich den Weg zum Markt und zudem zahlten die kaufkräftigen Kunden besser. Es gab zwar kaiserliche Verbote diese Form des Absatzes anzuwenden, allerdings förderten die Grundherren diese Vorgehensweise, da sie selbst auch außerhalb der Märkte verkauften.
Weber produzierten verschiedene Warengattungen, welche man nach dem Material, der Webtechnik und der Beschaffenheit unterschied, die teilweise noch weiter unterteilt wurden. Als Material stand flächserne Leinwand zur Verfügung, die es aus ungesottenen, aus gesottenen und geäscherten, aus gebleichten und aus gefärbten Garnen gab und als Wergleinwand[5]. In der Webtechnik unterschied man zwischen einfachen Leinwandbindungen und Körperbindungen mit schräg verlaufendem Grat, wie Drillich[6] oder gemusterter Zwillich[7]. Verkaufsfertige Leinwand unterschied sich in ihrer Beschaffenheit. Rohe Leinwand wurde aus ungebleichtem, ungefärbtem Garn hergestellt und behielt eine graue Färbung. Als zweite Art wurde ein Teil der rohen Leinwand einem Bleichprozess unterzogen. Eine dritte Art war die Rohleinwand, die ungebleicht oder teilgebleicht der Färberei übergeben wurde. Im 16. Jahrhundert waren Bleicher und Färber längst etabliert und die erzeugten Stoffe bereits in ihrer Qualität differenziert. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde aus Flachs bereits feiner Zwirn hergestellt, der sehr hoch gehandelt wurde. Als Qualitätsmerkmale zog man die Güte des Garns und die Anzahl der Kettenfäden[8] im Leinen heran. Letzteres konnte nur verglichen werden, indem man von den unterschiedlich breit gewebten Bahnen dieselbe Breite heranzog. Die Qualität wurde von Beschauern bewertet. Sie stammten aus den eigenen Reihen der Weber, waren besonders erfahrene und geachtete Meister und der Obrigkeit durch Eid verpflichtet. Sie überwachten Maße und Gewichte auf den Märkten und sorgten für gerechte Preise.
Neben dem Flachs war Schafwolle schon immer ein Rohstoff, der seinem eigenen Schur-, Reinigungs- und Spinnprozess unterlag und weiter zu verwertbarer Wolle verarbeitet wurde. So kam es, dass im 16. Jahrhundert ein Teil der Leinweber sich der Zeugweberei verschrieben, als Musselin, ein feines, locker gewebtes Wollgewebe, aufkam. Dennoch verblieben sie in den Zünften der Leinweber. Im 17. Jahrhundert kristallisierte sich für die Weberzünfte die Bezeichnung „Handwerker der Zeug- und Leinweber“ heraus, die im 18. Jahrhundert selbstverständlich wurde.