Bereits im 12. Jahrhundert wurde nachweislich mit oberschwäbischem Leinen in Bahnen, der sogenannten Leinwand, über die Grenzen hinweg in das südliche und östliche Europa gehandelt, wie auch in Nordafrika und im Orient.
Überblick zur Entstehung des Leinwebergewerbes
Ein Spottlied auf die Leinweber
Im 13. Jahrhundert war das heutige Oberösterreich bereits ein sehr großes Anbaugebiet für Flachs, wovon südlich der Donau in der damaligen Hofmark Steyr ein Großteil verarbeitet wurde. Diese Verarbeitung lag in den Händen der bäuerlichen Bevölkerung. Sie verrichteten in den Wintermonaten Haardienst, stellten aus Flachs Garn her und produzierten Leinwand bis hin zur fertigen Kleidung. In Urbaren sind Leinwanddienste in Form von Zinspalten[1] eingetragen. Eine bestimmte Menge der produzierten Leinwand war an die Grundherrschaft abzuliefern. Auch das Rohmaterial, der Flachs, war abgabepflichtig.
In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts gab es auch schon Berufsweber. Hier lag wohl der Beginn erster Verdienstmöglichkeiten, indem sie auf Bestellung und gegen Lohn, zu Hause oder beim Auftraggeber arbeiteten. Diese Erzeugung über den Eigenbedarf hinaus entwickelte sich in Städten und Märkten.
Im 14. Jahrhundert wurde Barchent, ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle, hergestellt und entwickelte sich zum Exportgewerbe mit Sonderstellung. Die Baumwolle kam über Italien nach Süddeutschland und wurde nur in Kirchdorf an der Krems (südlich von Linz) und in Wien verarbeitet. Ursprünglich kam die Barchenterzeugung aus Schwaben nach Wien.
Im 15. Jahrhundert sprach man bereits von einer deutschen Leinwand, deren Absatz sich über die Grenzen Europas erstreckte. Die Bevölkerung wuchs und benötigte mehr und günstige Kleidung, der Wohlstand stieg, wodurch der Produktumfang erweitert werden konnte. Zudem erschlossen sich neue Märkte durch Weltentdeckungen (Westküste Afrikas, Amerika).
| Produktion von Flachs: Die Aussaat der Leinsamen erfolgte Ende März, Anfang April. Geerntet wurde Ende Juli, Anfang August. Dabei wurden die reifen Pflanzen mit der Wurzel aus dem Boden „gerauft“. Flach auf den Boden gelegt – noch am Acker oder auf einer Wiese -, wurden sie der Tauröste überlassen. Das war ein mehrwöchiger Prozess, bei dem sie abwechselnd Sonne, Regen und Tau ausgesetzt waren. Durch Bodenbakterien und -pilze lösten sich die Faserteile ab, die um den inneren Holzteil des Stängels wuchsen. Im Oktober wurde die Ernte eingefahren und dann begann die Flachsverarbeitung in den Haarstuben (auch: Brechelhütten). Die Samen wurden von den Stängeln „geriffelt“ und das Flachsstroh in den mit einem Ofen beheizten Haarstuben getrocknet. Bei den nachfolgenden Behandlungen durch Entkörnen, Brechen, Schwingen und Hecheln wurden die hölzernen Teile des Stängels geknickt und zurückgebliebene Unreinheiten entfernt. (vgl. Leitner L., 01.11.2020. Vom Flachs zum Leinen. leitnerleinen.com. |