Ausgezeichnete Leinweber gab es schon 2000 Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung in Ägypten, die beispielsweise Mumienbänder in sehr feiner und hoher Dichte woben. In Europa verarbeiteten Leinweber ursprünglich gesponnenen Flachs und Hanf zu Leinwand.
Ab dem 16. Jahrhundert wurden aus Hanf hauptsächlich noch Haustuch, Sack- und Packleinwand hergestellt und grobe Ware wie Seilerwaren oder Segeltuch. Für feine Ware verwendete man gesponnen Flachs.
War das Gewerbe der Tuchmacher, also die Wollweberei, eher ein städtisches Handwerk, so wurde jenes der Leinweber lange am Land als Heimarbeit praktiziert. Diese Arbeit verrichteten hörige Bauern und Taglöhner und ihnen sagte man nach, dass sie unehrlich seien. Man warf ihnen vor aus fremden Garn Leinwand für den Eigengebrauch zu weben und brandmarkte sie als Diebe, worüber diverse Spottlieder entstanden.
Im Mittelalter war Leinen ein sehr geschätztes Gewebe. Bettzeug und Hemden, Waffenröcke und Kleider, Satteldecken, Hutbezüge und Paniere (Banner) wurden hergestellt. Unterschiedliche Webetechniken brachten unterschiedlich feine Stoffe hervor. Hausleinwand und Batist wurden als Leinwandbindung verarbeitet, Zwillich- und Drillicharten und Grand verlangten eine Körperbindung und Damast hatte eine Atlasbindung.
Die ursprünglichen Zentren der Weberei lagen in Niederlande und Westfalen und breiteten sich über die oberschwäbische Landschaft, Hessen, Thüringen, Böhmen, Oberösterreich und Sachsen aus. Um 1800 war Schlesien sehr bedeutend, wo Friedrich der Große Weber auch gewaltsam ansiedeln ließ. Die Produktion konnte dadurch zwar gesteigert werden, aber auch die Konkurrenz aus Russland, Böhmen und Irland wurde stärker. Unter dem Preisdruck am Weltmarkt, schlitterte die Leinenweberei in eine Krise. 1844 kam es zu einer Hungerrevolte der Weber in Schlesien, die von Peterswaldau ausging.
Viele zeitgenössische Künstler ergriffen Partei für die Weber und verarbeiteten die Geschehnisse in ihren Werken. – Gerhart Hauptmann im Drama „Die Weber“, Käthe Kollwitz in einem Zyklus von Radierungen, Heinrich Heine mit seinen Gedichten „Die schlesischen Weber“. Die Erzeugung von Maschinengarnen und mechanischen Webstühlen setzte den Prozess ihres Niedergangs fort. Leinen wurde immer weniger nachgefragt, stattdessen verlangte man nach Baumwolle. Und das brachte die Barchent- und Baumwollweber hervor. (vgl. Palla, R. (2014). Verschwundene Arbeit. Wien: Christian Brandstätter Verlag, S. 139-140).