War das Lernen und Lehren lange Zeit dem Klerus vorbehalten, so ist es nicht verwunderlich, dass die ersten Schulen aus der Kirche heraus entstanden. Zuerst gab es nur Lateinschulen, die jenen vorbehalten waren, die auch für die Kirche arbeiteten. Dort wo sich Pfarren entwickelten, gab es im Mittelalter sogenannte „deutsche Schulen“ oder „Trivialschulen“.
Diese lagen in den Händen von Schulmeistern, die gleichzeitig Mesner, Organist und Lehrer waren. Das Hauptaugenmerk lag vorwiegend in den Aufgaben als Kirchendiener, für die sie mit Naturalien und aus Pfarrsammlungen von der Bevölkerung bezahlt wurden. Beides waren verpflichtende Abgaben für alle Bürger. In lehrender Funktion verdienten die Schulmeister kaum etwas, weil sie nur wenige Schüler hatten. Das Schulgeld wurde direkt an sie übergeben. So war das beispielsweise Anfang des 19. Jahrhunderts etwa 1 fl[1] pro Schüler. Im Sommer waren es meist nur einzelne bis etwa zehn Schüler, im Winter etwas mehr. Bauern benötigten die Kinder zum Vieh hüten und konnten sich zudem das Schulgeld nicht leisten, weil sie schlichtweg einfach kein Bargeld besaßen. Unterrichtet wurde im Mesnerhaus oder privat beim Schulmeister zu Hause. Wenn es eine reiche Pfarre war, so hatte sie auch einen reichen und gut ausgebildeten Schulmeister, der meist auch Hausbesitzer war. Das verpflichtete ihn dazu selbst Personal zu unterhalten und die Organisation zu übernehmen. Er benötigte einen Mesner, einen Kantor (Kirchenchorleiter und Organist), professionelle Sänger, einen Gehilfen zum Läuten der Glocken und er musste den Chor verköstigen, sich um geeignetes Notenmaterial kümmern und auch Musikunterricht erteilen. (vgl. Posch, Über die Pfarrschulen und die Anfänge der Volksbildung, 1964, S. 58-85).
Wenn man die Entwicklung des Lehrens und Lernens und in Folge jene der Schulen in Europa und die Besiedelung der Region betrachtet, kann man davon ausgehen, dass es hier spätestens ab der Gründung der Pfarre Hartmannsdorf Schulmeister gegeben hat. Womöglich gab es sie bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Lücke, die hier klafft, ist sehr groß, denn Nachweise findet man erst vier Jahrhunderte später, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in den Kirchenmatriken von Hartmannsdorf.
Im Sterbebuch von 1638-1680 lautet ein Eintrag im April 1639 „des Schulmaisters alhir, Kindt“[2], und im Juni 1639 „die Schulmaisterin alhir“[3]. Demnach war das Kind eines Schulmeister-Ehepaares und bald darauf die Mutter selbst gestorben. Im Hartmannsdorfer Taufbuch von 1658-1700 sind in den Jahren 1663[4], 1667[5] und 1671[6] Hödl Catharina und Hödl Bartholomäus, „Schulmaister alhir“ als Taufpaten eingetragen. Zwischen 1673 und 1694[7] übernahmen Johannes und Catharina Teuschler, ebenfalls Schulmeister, mehrere Patenschaften. Darunter 1675[8] auch jene für sieben Wiedergetaufte, die indirekt vom Zaubereiprozess in Feldbach betroffen waren, und deren Ersttaufen für ungültig erklärt worden waren.
[1] 1 Gulden = fl = Florenus = die Bezeichnung für eine Florenzer Goldmünze. [2] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Sterbebuch 1638-1680 | 6313, S. 3 [3] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Sterbebuch 1638-1680 | 6313, S. 4 [4] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Taufbuch 1658-1700 | 6291, S. 28 [5] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Taufbuch 1658-1700 | 6291, S. 63 [6] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Taufbuch 1658-1700 | 6291, S. 96 [7] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Taufbuch 1658-1700 | 6291, Seiten 120, 133, 140, 155, 174, 176, 187, 188, 212, 216, 221, 258, 314 [8] Matricula Graz-Seckau, rk. Diözese (Steiermark), Hartmannsdorf, Taufbuch 1658-1700 | 6291, S. 345, 347, 348, 350, 366