Die Besiedelung von Hartmannsdorf
Zum Herrschaftsgebiet der Römer gehörte das österreichische Gesamtgebiet erst mit der Kaiserzeit 31 v. Chr. bis 487 n. Chr. (vgl. Scheuch, Unter der Herrschaft Roms, 2008).
306 bis 337 gelangte das Gebiet der heutigen Steiermark zur letzten Blütezeit mit Kultur und Wirtschaft. Mit Einsetzen der Völkerwanderung zerfiel das römische Reich komplett.
Die typische Siedlungsform der Römer war in der Steiermark der Gutshof (villa rustica), der aus einem Haupthaus und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden bestand. Die Gebäude waren auf einem Quadrat angeordnet und von einem Zaun oder einer Mauer umschlossen. So lagen diese in großer Dichte in Tälern entlang von Flüssen. Dazu gehörten auch das Rittscheintal, das Ilztal oder das Raabtal. Man geht davon aus, dass sie 100 Hektar groß waren oder sich noch weiter ausdehnten. Angebaut wurden die verschiedensten Getreide-, Obst- und Gemüsesorten, Kräuter, Nüsse und es wurde Wein produziert. Vorwiegend wurde in der Viehwirtschaft Rind gezüchtet, gefolgt von Schweinen, Schafen und Ziegen. Als Zugtiere wurden Pferde eingesetzt. Sie hatten Hühner, Gänse und Enten und als Haustiere Hunde und Katzen. Entsprechendes Werkzeug, Gerätschaften und Wagen in großer Menge gehörten ebenfalls zu jedem Hof. Ein solcher Gutshof soll sich knapp östlich der Gemeindegrenze von Markt Hartmannsdorf befunden haben. Auf eine Besiedelung der Gegend lassen auch die zahlreichen Grabhügel schließen, die gefunden wurden. Die Römer waren von der Körperbestattung wieder auf die Urnenbestattung zurückgegangen, wofür es aber keine Erklärung gibt. Etwa 40 Meter östlich vom Haus Oed 60 (Gollowitsch) befindet sich auf einem Hügelsporn eine Grabhügelgruppe mit drei Hügel, die 1953 entdeckt wurden. Ein weiteres, größeres Feld gibt es in Tiefenberg, in der Nachbargemeinde Ottendorf. 39 Hügel konnten ausgemacht werden. In der Umgebung gibt es noch weitere in Eichkögel, Mitterfladnitz und Fladnitz, Krennach, Riegesburg, Ilz, Ottendorf und noch in weiteren Orten. (vgl. Kramer, Die römische Kaiserzeit, 1990).
Bei dieser Völkerwanderung wurde durch Alemannen, Langobarden, Bajuwaren, Wandalen, Skiren und später durch Slawen zerstört, was Völker vor ihnen hinterlassen hatten. (vgl. Scheuch, Österreich in der Völkerwanderung, 2008, S. 17).
In Sprache und Kultur der römischen Zivilisation weitestgehend angepasst wuchsen Kelten, Slawen, Awaren, Alemannen und Bajuwaren im Mittelalter zu einem Volk im Alpen- und Donauraum zusammen und deutsche Dialekte setzten sich nach und nach durch.
Im Mittelalter, 6. bis 15. Jahrhundert, gab es in der Oststeiermark als Grenzgebiet, das stets zu verteidigen war, viele Burgen. Von den meisten gibt es aber nicht einmal mehr Reste. So etwa in Breitenfeld die wildonische Dienstmannenburg, die Burg Lembach und eine Burgstelle in Neustift, die nicht Mal einen Namen besitzt. 1983 wurde in Oed, ca. 60 Meter nördlich vom heutigen Haus Oed 20 eine Wehranlage entdeckt, die eine Länge von 80 Metern und eine Breite von 40 Metern aufweist. Auch hier wurde ein Teil durch Materialabbau zerstört. In Zusammenhang mit den nahegelegenen Grabhügeln, wird es auch dort eine Siedlung gegeben haben, wozu noch geforscht werden muss.